Der reisende Strom (Teil 3)

Immer wieder biege ich in Substreams ab. Ich ziehe weiter und halte erstaunt vor einem gewaltigen Wasserfall inne.Schade, dass ich den Künstler, der dieses geniale 3D Kreidebild geschaffen hat, verpasst habe. Fasziniert begutachte ich das Meisterwerk von allen Seiten. Dabei fällt mir eine Signierung im oberen Eck auf. -Thomas Müller- Welch ein stinknormaler Name für ein solches Genie, denk ich mir... Irgendwo muß ein Straßenmusiker sein. Ich höre ganz deutlich "Dust in the Wind" von Kansas.

Der kann nicht weit weg sein. Nochmal ein kurzer Blick auf das tolle Kreidebild und ich mache mich wieder auf den Weg. Die Musik wird immer lauter, nach ein paar Metern biege ich ab, und Ja- Ich hatte Recht. Weiter vorn steht ein Typ, bekleidet mit einer Lederflickenhose und einer super bestickten Jacke. Er spielt seine Konzertgitarre und singt dazu "I want to break free" von Queen. Er  macht richtig gute Musik. Da fragt man sich:" was soll DSDS?" Der Typ ist 1000mal besser als die Top-Ten im Mainstream...

Ich gehe hin und darf mich dazusetzen. Er ist nicht allein. An der Hauswand stapeln sich Schlaf-und Rucksäcke. Daneben sitzt noch jemand. Ich biete ihm eine Zigarette an und erfahre schon bald: Sein Name ist Thomas. Gleich ist mir klar, dass es sich um jenen Thomas Müller handelt, der um die Ecke dieses Meisterwerk hinterlassen hat. Mittlerweile ist die Musik verstummt und der Musiker setzt sich zu uns. Ich höre den Beiden gerne zu. Sie erzählen mir, dass sie auf der Durchreise sind. Vor 3 Jahren hatten sich die Zwei für diese Lebensart entschieden. Beide haben keinen festen Wohnsitz, beziehen kein H4 und ihre einzige Einnahmequelle sind die Gaben (ich darf es nicht Spenden nennen) mit denen sie sich über Wasser halten.

"Das sind wahre Emigranten", denk ich mir:" das trauste dich nicht." Die Gitarrenhülle steht noch geöffnet auf der Erde. 14,38€ in 12 Stunden. Das reicht gerade mal um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Nachtruhe muß wohl im großzügigen Eingangsbereich eines Schuhladens stattfinden. Dort ist beheizt. Aber nicht für zwei frierende Straßenkünstler. Wohl für die nächtlichen Schaufensterbummler. Tsss! Denn um 3 Uhr in der Nacht werden sie unsanft geweckt. Die Buoulizei fährt Streife und verjagt die beiden gefährlichen Männer. Na toll !! Bei "Wer-kennt-wen" gibt's eine Gruppe "Künstler lässt Hund verhungern". Klar ist ne schlimme Sache. Ich überlege, ob ich bei WKW nicht auch eine Gruppe gründe...Thema: VOLK lässt KÜNSTLER verhungern.