Die Entstehungen von "Strassenkarrieren" sind so unterschiedlich wie die "Strassenkinder" selber. Unsere Ellenbogengesellschaft, die mich schon oft zum Kentern im Erfolgsfluss gebracht hat, sieht natürlich nur die "bunthaarigen Punks", die am Bahnhof stehen und schnorren, darunter die "Freizeitpunks, die am Abend zu Hause neben den Eltern auf der Couch sitzen. Viele Off-Road-Kids sind jedoch unauffällig gekleidet und geben sich nicht als obdachlos aus. Meist halten sie sich in Großstädten wie Köln auf und nutzen dort die Anonymität um nicht entdeckt zu werden.

Für die meisten dieser obdachlosen Jugendlichen ist das Leben in der Familie, erst recht in Heimen unerträglich geworden und sie haben das Vertrauen in die Erwachsenen verloren. Die emotionale Kälte und Gewalt treibt sie dazu abzuhauen. Sie haben akute Probleme zu Hause, oft ist ein Elternteil suchtkrank. Sie schlafen da wo Platz ist, wo man sie nicht sieht, wo sie keiner wegschickt. Sie sind ständig auf der Suche nach Gelegenheiten ihren Lebensalltag zu bewältigen. Das Angewiesensein auf sich bietende Gelegenheiten gibt den jungen Leuten keine längerfristig gesicherte Existenz. In Köln z.B. gibt es mittlerweile soziale Hilfeeinrichtungen, wie Tagestreffs (Cafe MC - Up) oder Notschlafstellen, jedoch sorgen die knappen Öffnungszeiten dafür, dass sich die Kids doch überwiegend im Freien bewegen.

Wenn aber diese legalen Ressourcen gänzlich fehlen, haben die Jugendlichen kaum eine Chance straffrei zu bleiben. Strafbare Handlungen wie, Taschendiebstahl, Ladendiebstahl, Einbrüche in Schrebergärten, Keller und PKW's ermöglichen es den Obdachlosen ein paar Tage ohne Hunger zu leben. Für "Langzeitstrassenkinder" werden mit der Zeit die Drogen gefährlich. Sie finden Gefallen daran, sich den kalten, steinigen Schlafplatz "weich zu zeichnen". Auch "helfen" Drogen nicht so wählerisch in Sachen Nahrung, Kleidung etc zu sein.

Von harten Drogen wollen sich die Strassenkinder in der Regel fernhalten, jedoch sinkt mit der Zeit die Hemmschwelle und sie werden nicht selten abhängig. Warum werden diese Jugendlichen nicht vom sozialen Netz aufgefangen?

Das scheitert oft an Zuständigkeitsproblemen seitens der Jugendämter die kommunal finanziert und organisiert werden. Ein Jugendlicher vom Land, der sich in der Großstadt aufhält wird dort keine Hilfe bekommen. Das Jugendamt in seiner Heimat, nahe des Elternhauses hat keinen Zugriff und kann nicht helfen. Die meisten Strassenkinder sagen:"Alles, bloss nicht nach Hause."

   
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