Der reisende Strom (Teil 2)

"Man sollte manchmal weder mit, noch gegen den Strom schwimmen, sondern einfach mal aus dem Fluss klettern, sich ans Ufer setzen und ne Pause machen!...

Wir befinden uns im Mainstream und schwimmen also alle fleißig mit im Fluss der Gesellschaft. Die Bosse in der Mitte, ein paar willige Streber daneben und am Rand die "Ottonormalverbraucher". Auch Frauen, alte Menschen und Jugendliche, nicht zu vergessen die Kinder in ihren "rettenden Booten". Zwischendurch biege ich immer wieder mal in einen Substream zu den Subkulturen ab und erlebe verschiedene Lifestyle's.Die ersten Aussteiger, denen ich begegne, sind ein paar Hippies.

Sie strecken mir die Finger, geformt zu einem Peace-Zeichen, entgegen. Einige sitzen im Schneidersitz auf der Wiese und spielen Gitarre. Andere singen dazu und basteln gerade einen Joint. Zwei fröhliche Kleinkinder sind damit beschäftigt Blumen zu pflücken, um dann mit Hilfe eines der langhaarigen Freaks einen Blumenkranz zu binden.

Ich ziehe weiter und als nächstes sehe ich ein paar Punks. Sie geben sich illusionslos und zeigen mit ihrem provozierenden Aussehen und ihrer rebellischen Haltung offene Ablehnung gegen die Gesellschaft. Aus dem Ghettoblaster tönt laute Musik mit anarchistischen Texten. Anarchie ist die denkbar radikalste Ablehnung der herrschenden Verhältnisse. Ich verharre und man bietet mir ein Oettinger an, das ich gerne annehme. Wir unterhalten uns ausgelassen. Und in der ganzen Zeit wurde nicht ein Passant angepöbelt, wie es im Mainstream immer behauptet wird. Vielmehr merke ich, dass diese Aussteiger, ebenso wie die Hippies wesentlich mehr Lebensfreude haben, als die meisten Leute im Erfolgsfluss. Dort wird viel geschimpft über Gott und die Welt. Seien es die gestiegenen Spritpreise, der Stress auf der Arbeit oder der Idiot, der einem gerade den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hat. Kein Wunder:

Im Fluss der Gesellschaft ist man gestresst. Man muß stets uneingeschränkte Leistung bringen, denn wenn diese nachlässt, könnte das für so manchen den Untergang bedeuten. Die Leute haben keine Zeit mehr für sich selber, kaum noch Zeit für Familie und Freunde. Keine Freizeit. Ich behalte mein geregeltes Leben oberflächlich bei, lebe als "innerer Emigrant" und entziehe mich so wenigstens halbwegs den Zwängen des Systems. Allen anderen kann ich nur raten, egal wie ihr leben wollt, versucht dabei eure innere Zufriedenheit zu finden.

   
© KultSpur

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.